Grundschule des Kreises Offenbach mit pädagogischer Mittagsbetreuung


"Mama lernt Deutsch" bereichert WLS-Schülerbücherei



Hintere Reihe stehend: v.l. Shamim Akhtar, Saima Hussain und Kursleiterin Nadja Aboulenein
Vordere Reihe: Wajiha Niaz und Mahnaz Deghan Mir.
Leider nicht auf dem Foto: Khawla Zeriq.

Bereits kurz vor den Sommerferien überreichten vier ehemalige und aktuelle Teilnehmerinnen der "Mama lernt Deutsch"-Kurse an der Wilhelm-Leuschner-Schule in Egelsbach der Schülerbücherei als Geschenk drei ganz besondere Bücher. Es sind drei Exemplare des zweisprachigen Kinderbuches "Das Allerwichtigste" (von A. Abbatiello, Edition bi:libri, München 2008) Nur, dass sie nun nicht mehr zweisprachig, sondern dreisprachig sind!

Die Kursleiterin, Nadja Aboulenein, (die nunmehr schon seit 2oo8 die MLD-Kurse an der Schule leitet) hatte vor einiger Zeit die Idee, dieses Buch in Sprachen zu übersetzen, die es nicht im Buchhandel zu kaufen gibt. "Ich habe im Herbst 2o1o dieses Buch bei einer zweisprachigen Vorlesereihe in der Schülerbücherei kennengelernt und es sofort geliebt, weil es eine so wertvolle Geschichte mit wunderschönen Bildern ist.", sagt sie. So entstand in diesem Frühjahr eine Gruppe von Müttern, die dieses Buch in die Sprachen Urdu, Persisch und Arabisch übersetzten.

An vier Terminen traf sich die Gruppe vormittags in der Schule. "Es hat mir sehr viel Spaß gemacht", meint Shamim Akthar aus Pakistan. Ihre Freundin Saima, auch aus Pakistan, wirft ein: "Es war auch lustig zu hören wie die einzelnen Wörter auf Persisch oder Arabisch lauten. Auch sprachliche Ähnlichkeiten haben wir entdecken können. Wir haben viel zusammen gelacht!"

In dem Buch behaupten verschiedene Tiere, dass ihr besonderes Merkmal das Allerwichtigste sei. So behauptet der Elefant z.B., das Allerwichtigste sei es, groß zu sein und einen schönen, langen Rüssel zu haben. Der Frosch meint dazu, dass das Allerwichtigste seine grüne Farbe sei. Die weise Eule bringt die Tiere auf die Idee, dass alle Tiere eine wichtige Eigenschaft haben und jedes Tier mit seiner besonderen Eigenschaft wichtig und wertvoll ist.

Auch verschiedene kulturelle Blickwinkel wurden entdeckt. So gilt die Eule hier in Deutschland als ein weises, schlaues Tier und wird in Kinderbüchern oft mit Brille abgebildet. In Pakistan wird die Eule eher als dumm betrachtet, erzählen Shamim und Saima. So ist es nicht gerade nett, wenn man dort als "dumme Eule" bezeichnet wird.

Mahnaz aus dem Iran und Wajiha aus Afghanistan erzählen, dass im Iran eine Eule auf dem Dach des Hauses Unglück bringen würde. Wajiha ergänzt: "Ich habe sehr gerne an diesem Projekt mitgearbeitet, weil es mir die Möglichkeit gegeben hat, mich mit der deutschen Sprache auf einer ganz anderen Ebene auseinanderzusetzen." Mahnaz, die den Anfänger-Kurs an der Schule besucht, meint, dass sie durch das gemeinsame Übersetzen mit Wajiha sehr viele neue Vokabeln gelernt hätte.

Kinder, die Deutsch als Zweitsprache erlernen, können dies besser und erfolgreicher tun, wenn sie ein solides Gerüst in ihrer Muttersprache haben. Und hier kann das Vorlesen aus bilingualen Kinderbüchern einen Beitrag leisten. Diese Erkenntnis ist mittlerweile pädagogisches Standardwissen.

Im neuen Schuljahr werden die Mütter aus der "Bili-Gruppe" das Buch dann in einzelnen Klassen vorlesen, in denen Kinder aus Pakistan, Iran, Afghanistan oder aus dem arabischen Raum sind. "Diese Idee hat uns Mütter zusätzlich motiviert", meint Wajiha, "beim Vorlesen in unseren Sprachen stehen diese positiv im Mittelpunkt, auch für unsere Kinder ist das ein besonderes Erlebnis, wenn sie einmal im Mittelpunkt stehen, weil sie etwas beherrschen, was die anderen Kinder nicht können. Wir zelebrieren sozusagen unsere Sprachen. Das finde ich einfach Klasse!"
Für Kursleiterin Nadja Aboulenein steht fest, dass dies nicht das letzte Buch war, dass die "Bili-Gruppe" übersetzt hat!

Nadja Aboulenein